Immuncheckpoint-Inhibitoren und Misteltherapie

Zur simultanen oder sequentiellen Kombination von Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) mit Mistelpräparaten liegen nicht viele Untersuchungen vor. 

Sicherheit/Toxizität

Eine zusätzliche Misteltherapie könnte die unerwünschten Autoimmuneffekte der spezifischen Immuntherapie vermindern. Erste klinische Erfahrungen mit der additiven Misteltherapie zu Immuncheckpoint-Inhibitoren liegen bei Patient*innen mit Bronchialkarzinom und Melanomen vor. Eine Real-World Data Studie aus der Versorgungsforschung, bei der eine Patient*innengruppe (fortgeschrittenes und metastasiertes Lungen-Karzinom bzw. Melanom) nur ICI, die andere zusätzlich eine Misteltherapie erhielt, ermittelte in beiden Gruppen die Nebenwirkungsrate [68,302]. Es wurde festgestellt, dass die zusätzliche Misteltherapie die Nebenwirkungsrate von ICI nicht verändert.

Eine weitere Real-World Data-Studie mit 405 onkologischen Patient*innen zeigte, dass die Abbruchrate der Immuntherapie wegen Nebenwirkungen in der Kombinationsgruppe mit Misteltherapie nicht höher lag als in der Kontrollgruppe (Komb. ICI plus Mistel: 4,9 % vs. Immuntherapie: 6,4 %), was auf eine gute Verträglichkeit der kombinierten Therapie hindeutet [343].

Einen weiteren positiven Hinweis auf synergistische Effekte liefert eine Real-World Daten Studie, in der eine zusätzliche Misteltherapie die Therapieabbrüche im Rahmen einer zielgerichteten Therapie, u.a. auch mit Immuncheckpoint-Inhibitoren, um die Hälfte signifikant reduzieren konnte [67]. 

Weitere systematische prospektive Untersuchungen erfolgen zurzeit. So wurde in der nun abgeschlossenen prospektiven, kontrollierten „Phoenix III-Studie“ die am Lungen-Karzinom erkrankte Patient*innen mit PD-1 Inhibitoren und einer Misteltherapie behandelt [70]. Die Publikation der Ergebnisse steht noch aus und wird im Sommer 2025 erwartet.

Wirksamkeit

Zur Wirksamkeit der kombinierten Immun- und Misteltherapie bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Lungenkarzinom (nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, NSCLC) liegen zwei Publikationen aus der Real-World Daten-Forschung vor [332, 340]. Sie zeigten, dass die kombinierte Immuncheckpoint-Inhibitor- und Misteltherapie mit einer um sieben Monate verlängerten Überlebenszeit (13,8 Monate vs. 6,8 Monate; p < 0,001) im Vergleich zur alleinigen PD-1/PD-L1-Therapie assoziiert ist. Besonders bei PD-L1-positiven Patient*innen reduzierte der Zusatz von Mistelpräparaten das Sterberisiko erheblich und statistisch signifikant. Die Reduktion des Sterberisikos betrug in einer Studie etwa 75% (p = 0,02) [340] und in einer anderen etwa 56% (p < 0,001) [332]. 

Eine weitere Real-World-Daten-Studie mit bei 312 Patient*innen Patient*innen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC zeigte, dass die 3-Jahres-Überlebensrate in der Gruppe mit zusätzlicher Misteltherapie signifikant höher lag (34,3 % vs. 17,2 %, p=0,02). Besonders deutlich war der Effekt bei den weiblichen Patientinnen: Die 5-Jahres-Überlebensrate lag bei 50,1 % im Vergleich zu 12 % in der Kontrollgruppe (p = 0,0021), mit einer signifikanten Reduktion des Sterberisikos um 91,2 % (aHR: 0,088, 95%CI: 0,009-0,783) [343].

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Kombinationsbehandlung - durch mögliche, bisher nicht empirisch untersuchte Mechanismen wie Immunmodulation, Verringerung der ICI-Resistenz und/oder Tumormikromilieu-Veränderungen - die Wirkung der ICI-Behandlung verstärkt, ohne die Nebenwirkungsrate zu erhöhen. Diese vielversprechenden Ergebnisse erfordern eine weitere Validierung durch prospektive, randomisierte kontrollierte Studien.

 

Go to Heaven