Zur simultanen oder sequentiellen Kombination von Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) mit Mistelpräparaten liegen wenige Untersuchungen vor. Da trotz verbesserter Ansprechraten unter ICI bei fortgeschrittenen und metastasierenden Tumorerkrankungen Toxizitäten auftraten, wurde die sequenzielle und simultane Kombinations-Immuntherapie von Mistelextrakten zusammen mit ICI (hauptsächlich Nivolumab) untersucht.
Sicherheit/Toxizität
Eine zusätzliche Misteltherapie könnte die unerwünschten Autoimmuneffekte der spezifischen Immuntherapie vermindern. Erste klinische Erfahrungen mit der additiven Misteltherapie zu Immuncheckpoint-Inhibitoren liegen bei Patient*innen mit Bronchialkarzinom und Melanomen vor. Eine Real-World Data Studie aus der Versorgungsforschung, bei der eine Patient*innengruppe (fortgeschrittenes und metastasiertes Lungen-Karzinom bzw. Melanom) nur ICI, die andere zusätzlich eine Misteltherapie erhielt, ermittelte in beiden Gruppen die Nebenwirkungsrate [68,302]. Es wurde festgestellt, dass die zusätzliche Misteltherapie die Nebenwirkungsrate von ICI nicht verändert.
Einen positiven Hinweis auf synergistische Effekte liefert eine Studie aus der Versorgungsforschung, in der eine zusätzliche Misteltherapie die Therapieabbrüche im Rahmen einer zielgerichteten Therapie, u.a. auch mit Immuncheckpoint-Inhibitoren, um die Hälfte signifikant reduzieren konnte [67].
Weitere systematische prospektive Untersuchungen erfolgen zurzeit. So wurde in der nun abgeschlossenen prospektiven, randomisierten, kontrollierten „Phoenix III-Studie“ die am Lungen-Karzinom erkrankte Patient*innen mit PD-1 Inhibitoren und einer Misteltherapie behandelt [70]. Die Publikation der Ergebnisse steht noch aus und wird im Sommer 2025 erwartet.
Wirksamkeit
Zur Wirksamkeit der kombinierten Immun- und Misteltherapie bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Lungenkarzinom (nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, NSCLC) liegen zwei Publikationen aus der Real-World Daten-Forschung vor [332, 340]. Sie zeigten, dass die kombinierte Immuncheckpoint-Inhibitor- und Misteltherapie mit einer um sieben Monate verlängerten Überlebenszeit (13,8 Monate vs. 6,8 Monate; p < 0,001) im Vergleich zur alleinigen PD-1/PD-L1-Therapie assoziiert ist. Besonders bei PD-L1-positiven Patient*innen reduzierte der Zusatz von Mistelpräparaten das Sterberisiko erheblich und statistisch signifikant. Die Reduktion des Sterberisikos betrug in einer Studie etwa 75% (p = 0,02) [340] und in einer anderen etwa 56% (p < 0,001) [332]. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Kombination möglicherweise durch Mechanismen wie Immunmodulation, Verringerung der ICI-Resistenz und/oder Tumormikromilieu-Veränderungen auswirkt, wobei die Mechanismen hier noch nicht untersucht wurden. Diese vielversprechenden Ergebnisse erfordern eine weitere Validierung durch prospektive, randomisierte kontrollierte Studien.