Die Misteltherapie beim hepatozellulären Karzinom

 

Letzte Aktualisierung: 01. Juni 2022/AT1

Mistelextrakt Viscum Fraxini-2 zur Behandlung des fortgeschrittenen hepatozellulären Karzinoms: Eine Fallserie

Lee et al. 2021 [295]

Patient*innen und Methodik

In diese prospektive Fallserie wurden 12 Patient*innen mit fortgeschrittenem hepatozellulären Karzinom aufgenommen und von 10 Patient*innen konnten die Daten ausgewertet werden. Sie erhielten nur eine alleinige Behandlung mit dem Mistelextrakt Viscum fraxini-2 (VF-2).

Ergebnisse

Fast alle Patient*innen waren männlich, hatten ein Durchschnittsalter von 64 Jahren bekamen vor der Misteltherapie häufig eine Therapie mit Sorafenib oder auch eine transarterielle Chemoembolisation. Die durchschnittliche Behandlungsdauer mit dem Mistelextrakt lag bei 12,3 Wochen (1 bis 36 Wochen).

Während bei den meisten Patient*innen der AFP-Wert vor Beginn der Therapie mit dem Mistelextrakt anstieg, schien er sich bei den Patient*innen, die mindestens vier Wochen lang behandelt wurden, im Durchschnitt innerhalb der ersten drei bis vier Wochen zu stabilisieren. Bei zwei Patient*innen sank der AFP-Wert gegenüber dem Ausgangswert um mehr als 30 Prozent (37 und 40 Prozent), und bei einem Patienten war dieser Wert 9 Monate lang unverändert niedrig.

Die am häufigsten aufgetretenen Nebenwirkungen waren Fieber, Müdigkeit, Hautausschlag und lokale Reaktionen an der Injektionsstelle (Schwellung, Rötung und Druckempfindlichkeit), die innerhalb von 3 bis 5 Tagen nach der Injektion langsam wieder abklangen.

Fazit

Die Fallserie bei Patient*innen mit fortgeschrittenem hepatozellulären Karzinom deutet darauf hin, dass der Mistelextrakt VF-2 bei bestimmten Patient*innen eine potenzielle biologische Wirkung haben könnte. Es bedarf aber weiterer Forschung, um den Wirkstoff und prädiktive Marker für das Ansprechen näher zu identifizieren.

 

Letzte Aktualisierung: 21. Oktober 2021/AT1

Wirksamkeit von Viscum fraxini beim fortgeschrittenen hepatozellulären Karzinom – eine Phase-II Kohortenstudie

Mabed et al. 2004 [147]

Patient*innen und Methodik

In diese in der onkologischen Abteilung der Mansoura-Universität in Ägypten durchgeführte Phase-II-Kohortenstudie wurden 23 Patient*innen (20 Männer, 3 Frauen) mit fortgeschrittenem primärem hepatozellulärem Karzinom eingeschlossen. Ihr Tumor war inoperabel, sie waren nicht für eine transkatheter-arterielle Chemoembolisation oder perkutane Ethanolinjektion in Frage gekommen, hatten keine systemische chemotherapeutische Vorbehandlung und ihre Tumorstatus war zweidimensional messbar. 

Sie erhielten einmal wöchentlich 2 Ampullen Viscum fraxini-2 s.c. (entsprechend abnobaVISCUM Fraxini 20 mg, verdünnt auf 15 mg mit Dinatriumhydrogenphosphat). Der körperliche Befund wurde wöchentlich kontrolliert, die Laborwerte alle vier Wochen und die Tumorgröße computertomographisch alle acht Wochen untersucht.

Leistungsstatus, Tumorremission und Nebenwirkungen wurden entsprechend der World Health Organization (WHO)-Kriterien erfasst. Der WHO Performance Status betrug bei 10 Patient*innen (44%) „1“, bei 7 Patient*innen (30%) „2“ und bei 6 Patient*innen (26%) „3“. Bei allen Patient*innen war die Krankheit bereits weit fortgeschritten. Die mediane Dauer der Misteltherapie betrug 17 (3 bis 152) Wochen.

Ergebnisse

Unter der Misteltherapie kam es zu 3 kompletten (13%) und 2 partiellen Remissionen (9%). Von den kompletten Remissionen wurde eine nach vier Monaten festgestellt; dieser Patient blieb weitere vier Monate tumorfrei. Die beiden weiteren kompletten Remissionen wurden nach sechs Monaten diagnostiziert; diese Patient*innen blieben bis zur Publikation der Studie tumorfrei, also 29 bzw. 38 Monate. Bei 9 Patient*innen (39%) blieb das Tumorwachstum progredient. 9 Patient*innen (39%) waren nicht auswertbar, da sie vorher verstorben waren.

Zum Zeitpunkt der Publikation des Berichts lebten noch 3 Patient*innen (2 mit kompletter Remission, 1 Patient mit einem langsam progredienten Tumor). Das mediane Gesamtüberleben betrug 5 (2-38) Monate, 29 (12-38) Monate für die Patient*innen mit einer kompletten Remission und 6,5 (6-7) Monate für diejenigen mit einer partiellen Remission. Das mediane progressionsfreie Intervall lag für alle Patient*innen bei 2 (1-38) Monaten, bei den Patient*innen mit kompletter Remission bei 29 (8-38) Monaten und bei den Patient*innen mit partieller Remission bei 5 (4-6) Monaten.

Die Misteltherapie führte bei 8 Patient*innen zu Fieber, bei 3 zu einer lokalen Rötung und bei 4 zu Schmerzen an der Injektionsstelle. Bei 3 Patient*innen musste die Dosierung auf 1 Ampulle reduziert werden. 1 Patient benötigte Analgetika zur Behandlung der Rötung und Schmerzen an der Injektionsstelle. Die Therapie musste aber in keinem Fall aufgrund von Nebenwirkungen unterbrochen werden.

Fazit

In dieser Phase-II-Kohortenstudie zeigten 5 von 23 der Patient*innen unter alleiniger Misteltherapie Remissionen mit tolerablen Nebenwirkungen. Trotz kleiner Fallzahlen zeigten beachtenswerterweise zwei Patient*innen ein anhaltendes, krankheitsfreies Intervall nach einer kompletten Remission. 

 

Letzte Aktualisierung: 18. November 2020/ AT

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