Herausforderungen in der klinischen Mistelforschung
Wesentliche Wirkungen der Misteltherapie:
Zusätzlich zur Wirkung der Chemo- oder Strahlentherapie, die den Tumor nachhaltig schädigen sollen, weckt die Misteltherapie auch die Gesundungskräfte. Sie führt dazu, dass die Patienten wieder neuen Mut schöpfen, aktiv am Leben teilnehmen und auch an der Therapie mitwirken können. Sie haben das Gefühl, selbst etwas für sich tun zu können und nicht nur den Maßnahmen der Tumortherapie ausgesetzt zu sein.
Ob ein Arzneimittel eine Krankheit positiv beeinflussen kann, wird daran gemessen, ob es wirksam ist. Die Wirkung bemisst sich daran, ob das Mittel die Körperfunktionen beeinflusst. Die Wirksamkeit beschreibt, wie die Wirkung den Krankheitsverlauf beeinflusst: Wird das Überleben verlängert, das Tumorwachstum gebremst, Metastasen verringert, die Lebensqualität verbessert?
Um die Evidenz zu ermitteln, sollten alle Studien herangezogen werden, die den medizinischen Alltag und die Lebenswirklichkeit der Patient*innen zusätzlich zu randomisierten kontrollierten Studien abdecken, zum Beispiel Studien aus der Versorgungsforschung (Real World Data Studien), epidemiologische Studien und Fallberichte.
Ob ein Arzneimittel eine Krankheit positiv beeinflussen kann, wird daran gemessen, ob es wirkt und ob es wirksam ist. Die Wirkung bemisst sich daran, wie das Mittel die Körperfunktionen beeinflusst: Es senkt z. B. den Blutdruck, es hemmt ein Enzym, es verlangsamt den Herzschlag, es aktiviert – wie die Misteltherapie – das Immunsystem.
Die Wirksamkeit dagegen beschreibt, ob diese Wirkung den Krankheitsverlauf im erwünschten Sinne therapeutisch beeinflusst. Bei Krebs heißt das: Kann ein Mittel das Überleben verlängern, das Tumorwachstum bremsen, Metastasen beseitigen, die Lebensqualität verbessern?
Bei der Festlegung der therapeutischen Wirksamkeit orientieren sich die Wissenschaftler heute vor allem an der "evidenzbasierten Medizin" (EBM), deren "Goldstandard" die randomisierte (die Probanden werden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt), prospektive (in die Zukunft gerichtete), Placebo-kontrollierte (gegen ein Scheinmedikament geprüft) doppelblinde (weder Ärzt*innen noch Patient*innen wissen, wer das Medikament und wer das Placebo bekommt) Studie ist. Auf diese Weise sollen subjektive Einflüsse, die die Wirkung eines Arzneimittels beeinflussen können, möglichst ausgeschaltet werden. Eine Verblindung bei Misteltherapiestudien ist schwer oder kaum möglich – bei Überlebenszeitstudien wird jedoch das Verzerrungsrisiko als gering eingestuft, sodass auch in den FDA-Richtlinien bei Überlebenszeitstudien eine Verblindung als nicht unbedingt erforderlich angesehen wird.
Zeigen eine oder mehrere solcher Studien einen positiven Effekt, gilt die Wirksamkeit eines Medikamentes als erwiesen. Mit solchen Studien lässt sich also gut die Frage untersuchen, ob eine bestimmte Therapie unter genau definierten Umständen für eine bestimmte Patientengruppe vorteilhaft ist und unter welchen Umständen.
Diese meist künstlichen Studienbedingungen entsprechen jedoch häufig nicht dem Lebensalltag und auch nicht der klinischen Praxis. Eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT) deckt nur einen Teilbereich der Lebenswirklichkeit ab. Sie hat oft nur eine kurze Beobachtungszeit, bei chronischen Erkrankungen – vor allem bei Krebs – ist jedoch eine längerfristige Therapie nötig. Die aufzunehmenden Patient*innen werden gezielt nach bestimmten Kriterien ausgewählt, so dürfen sie z. B. meist keine weiteren Begleiterkrankungen haben. Die Folge ist, dass der Wirksamkeitsnachweis nur für einen bestimmten Anteil der Menschen erbracht wurde, aber nicht unbedingt der großen Mehrheit der Betroffenen entspricht, für die das Medikament in Frage kommt. Streng genommen kann das Ergebnis deshalb auch nur auf Patient*innen übertragen werden, die dem geprüften Setting entsprechen.
Um die Evidenz eines Verfahrens umfassend zu ermitteln, ist es deshalb wichtig, nicht nur RCTs, sondern ebenso andere Studien mit heranzuziehen, die weitere Aspekte und Fragestellungen auch des medizinischen Alltags und der Lebenswirklichkeit der Patienten abdecken, so z. B. Studien aus der Versorgungsforschung (Real World Data Studien) und epidemiologische Studien.
Die stetig sich verbessernde Datenlage hat dazu geführt, dass die Misteltherapie mittlerweile in nationalen und internationalen Leitlinien zur Krebsbehandlung als sogenannte „Kann-Empfehlung“ aufgenommen wurde, z.B. um die Lebensqualität bei Brustkrebs zu verbessern. Dennoch wird die Studienlage zur Misteltherapie derzeit immer noch kontrovers diskutiert.
Ganz aktuell (im Januar 2020) sind systematische Übersichtsarbeiten zum positiven Effekt der Misteltherapie auf das Überleben und die Lebensqualität von Krebspatient*nnen publiziert worden [256, 257].
Letzte Aktualisierung: 14. März 2023/AT1
Die Mistelforschung steht insgesamt vor einer Reihe von Herausforderungen:
All das sind Gründe, warum die klinische Erforschung der Misteltherapie aufwendig und methodisch anspruchsvoll ist. Machen Sie sich doch am besten selbst ein Bild über das, was die Wissenschaft bis heute herausgefunden hat!