An dieser Stelle finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zur Misteltherapie bei Krebs zusammengefasst. Über die grauen Felder unten können Sie die Fragenkomplexe einzeln direkt anklicken. Die Antworten stützen sich auf die klinischen und praktischen Erfahrungen von in der Misteltherapie erfahrenen Ärzt*innen. Falls die Empfehlung Ihres Arztes/Ihrer Ärztin von den hier gemachten Äußerungen abweicht, sollten Sie mit ihm/ihr darüber sprechen.
Die Fragen und Antworten gliedern sich in drei größere Komplexe:
Letzte Aktualisierung: 27. Februar 2023/AT1
Wann soll die Misteltherapie beginnen?
Eine Misteltherapie kann frühzeitig begonnen werden, also schon unmittelbar nach der Diagnose oder vor der Operation, wenn eine solche geplant ist. Da die Misteltherapie das Immunsystem anregt und somit die Abwehrbereitschaft fördern kann, ist der Körper gut auf die Belastung, die eine Operation für den Organismus bedeutet, vorbereitet. Aber auch ein späterer Beginn ist möglich.
Kann eine Misteltherapie auch während Chemo- und/oder Strahlentherapie durchgeführt werden?
Ja, denn eine Misteltherapie kann die unerwünschten Wirkungen, die bei einer Chemo-, Strahlen-, Hormon- oder Antikörpertherapie auftreten, abmildern. Allerdings ist unbedingt darauf zu achten, dass die Spritze außerhalb des Bestrahlungsfelds gegeben wird, da sich die Haut sonst stark entzünden kann.
Stört die Misteltherapie die Wirkung anderer Medikamente?
Nein, bisher sind keine negativen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln bekannt. Die bisher vorliegenden Studien zeigen, dass eine Misteltherapie gut mit konventionellen Behandlungsmethoden wie Chemo-, Strahlen-, Hormon- und Antikörpertherapien kombiniert werden kann. Sie kann auch deren unerwünschte Wirkungen abmildern.
Wie lange dauert die Behandlung?
Eine Misteltherapie ist oft eine langfristige Therapie und sollte währenddessen ärztlich begleitet werden. Wie lange die Therapie im Einzelfall dauert, hängt davon ab, wie sich die Krankheit entwickelt und wie der Organismus auf die Therapie reagiert.
Müssen die Blutwerte kontrolliert werden?
Meist werden zu Beginn einer Misteltherapie einmal die Blutwerte bestimmt und im Verlauf der Behandlung in größeren Abständen wiederholt kontrolliert. Solche Laborkontrollen sind allerdings nicht zwingend nötig. Jede/r Ärztin/Arzt entscheidet hier aufgrund der Krankheitssituation, welche Untersuchungen im Einzelfall erforderlich sind.
Beeinflusst die Misteltherapie die Tumormarker?
Die Tumormarker ändern sich in Abhängigkeit vom Krankheitsverlauf. Wenn sich der Allgemeinzustand verbessert oder der Tumor unter der Misteltherapie in seiner Größe kleiner wird, können auch die Tumormarker wieder sinken.
Ist die Misteltherapie auch sinnvoll, wenn schon Metastasen vorhanden sind?
Ja, denn sie kann die Lebensqualität verbessern und das Immunsystem stärken, was sich z. B. in einer Appetit- und Gewichtssteigerung, Normalisierung der Schlafqualität und Anregung der Lebenskräfte äußern kann.
Kann eine Misteltherapie Schmerzen lindern?
Es kann sein, dass sich unter einer Misteltherapie die Dosis an Schmerzmitteln verringern lässt. Die Intensität des Schmerzes hängt vom Tumorwachstum, Allgemeinbefinden und Kräftezustand ab. In dem Maße, in dem sich das Befinden bessert und die Kraft zurückkehrt, lassen auch Schmerzen nach.
Welches Mistelpräparat ist das richtige?
Es gibt kein „richtiges“ oder „falsches“ Mistelpräparat. Die häufigsten Gesichtspunkte für die Auswahl des Mistelextrakts sind Tumorart und -stadium, die individuellen Symptome und die Situation der Patientin/des Patienten und vor allem die Frage, was mit der Misteltherapie erreicht werden soll. Vor diesem Hintergrund ist herauszufinden, welches Präparat am besten passt. Menschen, die empfindlich auf Arzneimittel reagieren, sollten anfangs ein besonders niedrig dosiertes Mistelpräparat bekommen – dafür gibt es von einigen Herstellern spezielle Präparatereihen mit besonders niedrigen Anfangskonzentrationen.
Wer darf Mistelpräparate verordnen?
Jede Ärztin, jeder Arzt kann Mistelpräparate verordnen und in Deutschland ebenso Heilpraktiker*innen.
Wo finde ich eine/n in der Misteltherapie erfahrene/n Ärztin/Arzt?
Sie können bei der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland anfragen, wo in der Nähe Ihres Wohnortes ein/e in der Misteltherapie erfahrene/r Ärztin/Arzt praktiziert. Auch der Bürger- und Patientenverband GESUNDHEIT AKTIV hat eine Ärzt*innen-Hotline eingerichtet, über die Sie einer/einem Spezialistin/Spezialisten in der Misteltherapie fragen können: Telefon +49-1803-30 50 55 (Mo - Fr 9-12 Uhr, Mo - Do 14-16 Uhr; 9 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz, mobil maximal 42 Cent/Minute).
Letzte Aktualisierung: 27. Februar 2023/AT1
Ist die Hautrötung eine Allergie?
Nein, eine Rötung bis zu einem Durchmesser von 5 cm an der Einstichstelle der Spritze ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem auf die Misteltherapie reagiert.
Der rote Fleck juckt – ist das ein Hinweis auf eine allergische Reaktion?
Nein, auch das ist noch kein Hinweis für eine Allergie. Der Juckreiz kann entstehen, wenn sich die durch den Mistelextrakt ausgelöste örtlich begrenzte leichte Entzündung zurückbildet.
Ist es gefährlich, wenn durch die Misteltherapie Fieber entsteht?
Eine erhöhte Temperatur bis zu 38 °C ist erwünscht, weil der Organismus angeregt wird, die Körpertemperatur zu regulieren. Diese Fähigkeit ist bei einer Krebserkrankung häufig geschwächt. Viele Krebspatient*innen, die immer wieder frösteln, fühlen sich im Anschluss an die subkutane Misteltherapie angenehm durchwärmt. Bei Temperaturen über 38° C, die länger als 3 Tage anhalten, sollte auch an einen infektiösen Prozess oder Tumorfieber gedacht werden.
Wenn im Rahmen einer Mistelinfusion höheres Fieber entsteht (bis 39,5 °C), kann dies therapeutisch sinnvoll sein. Diese Therapievariante erfolgt jedoch als Off-Label-Anwendung und sollte deshalb immer unter ärztlicher Kontrolle stehen. Wenn die Körpertemperatur länger als drei Tage über 38 °C liegt, sollten Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt aufsuchen.
Kann die Mistel das Tumorwachstum fördern?
Weder in Laborversuchen noch in den mittlerweile über 150 klinischen Studien gibt es einen Hinweis darauf, dass eine Misteltherapie das Tumorwachstum fördern könnte.
Letzte Aktualisierung: 27. Februar 2023/AT1
Müssen Mistelpräparate immer gespritzt werden?
Mistelpräparate sind zugelassen für die subkutane Injektion (unter die Haut gespritzt). In Form von Tabletten oder Tropfen würden die eiweißhaltigen Mistelextrakte im Magen „verdaut“ und somit unwirksam werden.
Tut das Spritzen weh?
Nein, es ist allenfalls als kleiner Pieks zu spüren. Es kann höchstens leicht schmerzhaft sein, wenn die Injektion intrakutan gegeben wurde oder wenn versehentlich ein Nervenende getroffen wurde, was jedoch harmlos ist. Die Nadel, mit der gespritzt wird, ist sehr fein und dünn. Sie können sich eine Stelle zum Spritzen suchen, an der Ihr Körper möglichst schmerzunempfindlich ist (Bauch, Oberschenkel). Zu Beginn sollten Sie sich das Spritzen zeigen lassen, denn es gibt einige Tricks und Kniffe, wie man schmerzarm spritzt.
An der Einstichstelle bilden sich Verhärtungen. Warum?
Die Verhärtung nennt man Induration und sie entsteht durch das Einwandern von weißen Blutkörperchen in diese Region. Diese Verhärtung bildet sich innerhalb weniger Tage, in der Regel bereits am Folgetag nach der Injektion zurück.
Zu welcher Uhrzeit soll gespritzt werden?
Wenn es darauf ankommt, die Aktivität des Organismus anzuregen, ist es sinnvoll, in die ansteigende Körpertemperatur hinein zu spritzen, also morgens (zwischen 7 und 9 Uhr). Soll eher die wärmende Seite der Mistel betont werden, ist es ratsam, zur Zeit des Körpertemperaturmaximums zu spritzen, also gegen Abend (zwischen 17 und 18 Uhr). Grundsätzlich ist ein Wechsel zwischen beiden Methoden möglich.
Was ist zu tun, wenn die nächste Spritze fällig, die Rötung aber noch nicht abgeklungen ist?
Normalerweise spritzt man nicht in dieselbe Stelle wieder hinein. Trotzdem sollten Sie mit der nächsten Spritze warten, bis die Rötung der vorherigen Injektion völlig abgeklungen ist, weil sich die noch bestehende Rötung sonst so verstärken könnte, dass sich eine heftige und schmerzhafte Entzündungsreaktion ausbildet. Eine Rötung, die nicht innerhalb von zwei Tagen abklingt, ist oft größer als fünf Zentimeter und somit ein Hinweis dafür, dass die Dosis des Mistelextrakts zu hoch ist oder dass falsch gespritzt wurde.
Letzte Aktualisierung: 27. Februar 2023/AT1